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Die Seeigel

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2017-02-12 2017-02-12 12.02.2017

Trotz der enormen Fortschritte, die bis zum heutigen Tage bei der Dechiffrierung der Gesetzmäßigkeiten der Evolution der Arten erzielt werden konnten, werden die Meeresbiologen noch immer von der instinkthaften Fähigkeit verschiedener Organismen überrascht, sich unter widrigen Bedingungen zu erhalten und immer wieder in anderen Formen zu erneuern.
Ein lebendiges Beispiel für diese angeborene Disposition der Organismen zur Selbstorganisation stellen die Seeigel dar, so merkwürdig dies auch auf den ersten Blick anmuten mag.
Die Seeigel verfügen über ein hoch entwickeltes Verdauungssystem, über schlauchförmige Füßchen, mit denen sie sich fortbewegen, ein gut ausgebautes Verkehrssystem zum Transport ihrer Nahrung und über eine Vielzahl von Stacheln, die, von Schuppen abgestützt, auf ihrem gewölbten Skelett befestigt sind. Die Vielgestaltigkeit ihres Panzers wiederum ist unfassbar und bildete für mich seit jeher eine Herausforderung für die Linse meines Photoapparats. Sowohl die lebenden Seeigel als auch ihre Skelette bringen eine verblüffende Vielfalt äußerer Formen zum Vorschein, um die sie der kreativste Modedesigner beneiden würde. „… Und es wäre wohl viel zu simpel“, führt der bekannte Biologe Lyall Watson an, „den Grund für diesen Facettenreichtum in Darwins Theorie vom Überlebenskampf zu suchen. Die Vielgestaltigkeit der Seeigel hat mitnichten etwas mit dem Überlebenskampf zu tun, bei ihr handelt es sich vielmehr schlechthin um eine Vorführung des Triumphs der Beharrlichkeit des Lebens…“. Den Experten zufolge scheint jede Spielart der Existenzweise von Seeigeln trotz vordergründig kaum vorhandener Gemeinsamkeiten ein vollständiges Identitätsbewusstsein zu haben. Denn sobald man einen Seeigel in ein künstliches Umfeld verpflanzt, in dem ihm die Kalkzufuhr vorenthalten wird, verwandelt er sich in eine formlose Masse aus lose zusammengesetzten Zellen. Allerdings bewahren diese Zellen inmitten des Chaos auf eine gewisse Weise ihr Gedächtnis, und sobald die Umwelt beginnt, sie wieder mit Kalk zu versorgen, rekonstituieren sie sich aufs Neue und nehmen wieder ihre alte Gestalt an.
Möglicherweise ist es höchste Zeit, dass wir alle, die wir schon bald massenhaft die Strände bevölkern oder uns auf die eine oder andere Art und Weise in der blauen Umarmung des Meeres wieder finden werden, damit beginnen, in den Seeigeln mehr zu sehen als einen wohlschmeckenden Imbiss oder eine Gefahr für unsere Fußsohlen. Auch ihm steht ein würdiger Platz in der Welt der Naturwunder zu, auch wenn wir gerade dies ignorieren…

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